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"FREIHEIT IST DAS RECHT, ALLES ZU TUN, WAS ANDEREN NICHT SCHADET." PIERRE J. PROUDHON
AKTUELLES
Kundgebung zum International Students‘ Day am 18.11.24

Auch wenn das Bundesverfassungsgericht in seinem jüngsten Urteil zum BAföG (veröffentlicht am 30.10.24) etwas Gegenteiliges festgestellt haben will: das Grundrecht auf ein lebensgrundlagensicherndes Existenzminimum gilt auch für Studierende. Die staatliche Ausbildungsförderung in der derzeitigen Form verletzt dieses elementare Grundrecht auf eklatante Weise. 77% der Studierenden, die nicht im Elternhaus wohnen, leben trotz Nebenjobs etc. unter der Armutsgrenze (vgl. in der Gesamtbevölkerung: 14%). Tendenz steigend.

Die prekäre soziale Lage von Studierenden ist jedoch kein Versehen. Sie ist politisch gewollt hergestellt und insofern auch veränderbar.

Seit jeher geht von studentischen Bewegungen ein emanzipatorisch-revolutionäres Potential aus. Daran erinnert nicht zuletzt der alljährlich am 17. November gefeierte International Students‘ Day.

Bereits 1941 vom International Student Council ins Leben gerufen, gemahnt er an den nur zwei Jahre zuvor stattgefundenen Widerstand tschechischer Studierender gegen die faschistische Besatzung der Prager Karls-Universität.

Im Bewusstsein der Bedeutung von Hochschulen als potentiellen Orten der kritischen Weltaneignung, der aufklärerischen Wahrheitsfindung und des gesellschaftlich-verantwortlichen Eingreifens für eine humane Zivilisationsentwicklung organisierten die tschechischen Kommiliton:innen ein bis dahin beispielloses Aufbegehren gegen die Pläne der NS-Besatzungsorgane, die Karls-Universität zur „Frontuniversität“ und zum „Ausstrahlungspunkt des deutschen Geistes und der deutschen Leistung für den gesamteuropäischen Südosten“ umzugestalten.

Dieser humanistisch-oppositionelle Kampfesmut strahlte weit über die Landesgrenzen aus, ermutigte die Herausbildung antifaschistischer Widerstandsgruppen im Exil, trug auf diese Weise mit zur Befreiung von Faschismus und Weltkrieg bei und inspirierte nachfolgende Generationen kritisch engagierter Studierender in der ganzen Welt.

Am 17. November 1973 besetzten griechische Studierende Seite an Seite mit Schüler:innen und Arbeiter:innen das Athener Polytechnikum und leiteten so das Ende der von USA und NATO geduldeten Militärdiktatur Papadopoulos‘ ein.

Auch die Studierendenbewegung der 1968er, die weitreichende sozialstaatliche Reformen, eine Wende zur internationalen Entspannungspolitik, die soziale Öffnung der Hochschulen, eine allgemeinwohlorientierte Studienreform und zahllose Mitbestimmungsmöglichkeiten (FSRe, Studierendenparlamente, demokratisch gewählte Selbstverwaltungsgremien) an den Hochschulen durchsetzte, tat dies im Geiste des aufklärerischen Engagements für Frieden, internationale Solidarität, soziale Progression, kulturelle Emanzipation und eine antifaschistische Demokratisierung der gesamten Gesellschaft. In diesem Zusammenhang wurde auch das BAföG als kostendeckende, bedarfsunabhängige, rückzahlungsfreie staatliche Ausbildungsvergütung für alle Studierenden, Auszubildenden und Schüler:innen ab 18 Jahren erkämpft.

Die politisch Verantwortlichen wissen, welches progressiv-transformatorische Potenzial von selbstbewusst eingreifenden, kritischen Studierenden ausgehen kann. Deswegen wurde das BAföG schrittweise über die letzten Jahrzehnte gezielt „ausgeblutet“. Das ist fundamental zu verändern.

Damals wie heute gilt: ein:e Jede:r hat das Recht auf Bildung und ein:e Jede:r ist bedeutsam dafür, durch sinnstiftende, erfreuliche kooperative Lern- und Erkenntnistätigkeit zur Schaffung global menschenwürdiger Lebensbedingungen beizutragen. Fernab von Bulimie-Lernen, blutigen Ellenbogen, kulturellem Normierungsdruck und strukturellen sozialen Bedrängungen braucht es die Möglichkeit des uneingeschränkt-kritischen Studierens, um tatsächliche, humane, solidarische Antworten auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit (soziale Ungleichheit, Kriege, Klimakrise, etc.) zu finden. Prekäres Studieren im Hamsterrad kann sich keine Gesellschaft auf Dauer leisten.

Was wir uns leisten können, ist ein BAföG für Alle: mind. 1200€ monatlich, inflationsangepasst, rückzahlungsfrei, alters-, eltern- und herkunftsunabhängig. Geld ist genug da! Aus der Geschichte lässt sich lernen.

Anlässlich des International Students‘ Day rufen wir bundesweit auf:

„BAföG für Alle!“ - Kundgebung
am 18.11.2024, 14 Uhr, vorm Audimax

 

 

Quelle Geschichtsbezüge:

https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/46161/pdf/gift002_komplett.pdf?sequence=1&isAllowed=y

 

 

 

Even if the Federal Constitutional Court claims to have found the opposite in its most recent ruling on BAföG (published on 30.10.24): the basic right to a minimum subsistence level that ensures a basic standard of living also applies to students. The current form of state support for education blatantly violates this elementary basic right. 77% of students who do not live with their parents live below the poverty line despite part-time jobs etc. (compared to 14% of the population as a whole). And the trend is rising.

However, the precarious social situation of students is not an accident. It is politically deliberate and can therefore be changed.

Student movements have always had emancipatory and revolutionary potential. International Students' Day, which is celebrated every year on November 17, is a reminder of this.

Established by the International Student Council in 1941, it commemorates the resistance of Czech students against the fascist occupation of Charles University in Prague, which had taken place just two years earlier.

Aware of the importance of universities as potential places of critical appropriation of the world, of enlightening truth-finding and of socially responsible intervention for a humane development of civilization, the Czech fellow students organized an unprecedented rebellion against the plans of the Nazi occupation authorities to transform Charles University into a “front university” and a “point of emanation of the German spirit and German achievement for the entire European Southeast”.

This humanist-oppositional fighting spirit radiated far beyond the country's borders, encouraged the formation of anti-fascist resistance groups in exile, contributed in this way to the liberation from fascism and world war and inspired subsequent generations of critically committed students throughout the world.

On November 17, 1973, Greek students occupied the Athens Polytechnic side by side with students and workers, thus initiating the end of Papadopoulos' military dictatorship, which was tolerated by the USA and NATO.

The student movement of 1968, which pushed through far-reaching welfare state reforms, a turn towards international détente, the social opening of universities, a general welfare-oriented study reform and countless opportunities for co-determination (FSRe, student parliaments, democratically elected self-governing bodies) at universities, also did so in the spirit of enlightened commitment to peace, international solidarity, social progression, cultural emancipation and an anti-fascist democratization of society as a whole. In this context, BAföG was also fought for as a cost-covering, needs-independent, repayment-free state education allowance for all students, trainees and pupils aged 18 and over.

The political decision-makers are aware of the progressive and transformative potential of self-confident, critical students. This is why the BAföG has been “bled dry” step by step over the last few decades. This needs to be fundamentally changed.

Then as now, everyone has the right to education and everyone is important for contributing to the creation of globally humane living conditions through meaningful, enjoyable cooperative learning and cognitive activity. Far away from bulimic learning, bloody elbows, cultural standardization pressure and structural social pressures, we need the opportunity to study in an unrestricted, critical way in order to find real, humane, solidary answers to the global challenges of our time (social inequality, wars, climate crisis, etc.). No society can afford precarious studying in a hamster wheel in the long term.

What we can afford is a BAföG for all: at least €1,200 per month, inflation-adjusted, repayment-free, independent of age, parents and origin. There is enough money! We can learn from history.

On the occasion of International Students' Day, we are calling nationwide:

“BAföG for all!” - Rally

on 18.11.2024, 2 pm, in front of the Audimax

Source historical references:

https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/46161/pdf/gift002_komplett.pdf?sequence=1&isAllowed=y

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