Liebe Kommiliton*innen,
gern laden wir euch zu einer weiteren Veranstaltung des Bündnisses "Wissenschaft trotz(t) Krise" der HAW ein. (siehe unten die vergangenen Veranstaltungen)
Diesmal findet die Veranstaltung nicht mehr unter freiem Himmel, sondern an der HAW und im Rahmen der Projektwoche der Sozialen Arbeit statt. In dieser Woche gibt es keine regulären Seminare, sondern Studierende und Lehrende können Veranstaltungen zu Themen ihrer Wahl organisieren. So können Inhalte vertieft werden, die sonst in Seminaren keinen oder nicht ausreichend Platz haben. (Hier zum gesamten Program der Projektwoche: https://www.haw-hamburg.de/hochschule/wirtschaft-und-soziales/departments/soziale-arbeit/unser-department/projektwochen/projektwoche-wise-20202021/) Studierende aller Fakultäten sind willkommen!
Diskussions-Veranstaltung:
How I learned to stopped worrying and started to love the Bundeswehr
Wie die Bundeswehr gesellschaftliche Missstände ausnutzt und warum Krieg keine Lösung ist
Mo. 30.11.2020, 13 bis 15 Uhr
Referent: Liam von Bildung ohne Bundeswehr (BoB)
Jeder weiß, wie Kriegspropaganda aussieht: Bärtige Männer zeigen auffordernd auf Dich, heroische Akte von Soldaten werden inszeniert und der Ruhm für das Vaterland zu sterben wird heraufbeschworen. Wenn man allerdings auf seine Bahn wartet und freundlich lächelnde junge Menschen einen von einer Plakatwand angrinsen, gepaart mit dem Angebot man könne bei der Bundeswehr Geld verdienen und einen Sinn im Leben finden, passt das nicht so ganz in unser Bild. 2011 wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. Seitdem musste die Bundeswehr eine PR-Maschinerie auf die Beine stellen, die in der Lage ist, jungen Leuten den Job bei der Bundeswehr als etwas verkaufen, was er nicht ist. Denn freiwillig in den Krieg zieht heute kaum noch jemand. In dieser Veranstaltung wird es darum gehen, wie die Bundeswehr auf gesellschaftliche Probleme (Pandemie, Arbeitslosigkeit, Unsicherheit, Vereinzelung und Unterfinanzierung von ziviler Forschung) reagiert und sie ausnutzt. Besonders im Fokus stehen Bilder von Gesellschaft, Ökonomie und Individuum, die in der Bundeswehr-Propaganda transportiert werden.
Teilnahme über Zoom unter: https://haw-hamburg.zoom.us/j/93105867901
Meeting-ID: 931 0586 7901
Teilnahme in Präsenz: Versammlungsstätte der HAW
Bei einer Teilnahme in Präsenz bitten wir um vorherige Anmeldung über den EMILraum: Projektwoche Soziale Arbeit.
Viele Grüße,
Euer AStA
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SOLIDARISCHE BILDUNG FINANZIEREN, HOCHSCHULEN ÖFFNEN, PRÄSENZ ERMÖGLICHEN
Öffentliches Seminar auf dem Rathausmarkt
am 09.09.2020 um 14:00
Soziale Arbeit: bleibt das "Soziale" auf der Strecke?
am 02.10.2020 um 14:00
Wohnungslosigkeit als Gesundheitsrisiko
Die bereits vor der Krise finanziell prekäre soziale Lage von Studierenden verschärft sich immer weiter. Rund 40 % der Studierenden haben ihren Job verloren und etliche sind nicht mehr in der Lage, ihre Miete und Rechnungen wie gewohnt zu bezahlen. Hier braucht es dringend angemessene finanzielle Nothilfe! Hinzu kommt die kaum tragbare Onlinelehre, welche an Stelle der Präsenzlehre getreten ist. Das Problem: Online-Semester sind keine Lösung. Sie führen vermehrt zu Frustration, Motivationslosigkeit und sind nicht inklusiv – im Gegenteil. Wissenschaft braucht den persönlichen Austausch vor Ort, die Rückmeldung von Studierenden und Lehrenden, ob verbal oder nonverbal, um in gemeinsamer Kommunikation an der Lösung gesellschaftlich relevanter Fragen zu arbeiten. Dafür müssen entsprechende Bedingungen geschaffen werden, die unter Berücksichtigung sinnvoller Hygienemaßnahmen auch in Pandemiezeiten Präsenzlehre ermöglichen.
Solange Hochschulen (weitgehend) geschlossen bleiben, müssen Wissenschaffende sich nun andere Wege suchen. Deswegen gehen wir unter freien Himmel und veranstalten in den nächsten Wochen öffentliche Vorlesungen und Seminare auf dem Rathausmarkt.
Damit möchten wir auch auf die essenzielle gesellschaftliche Bedeutung von Wissenschaft aufmerksam machen. Denn: viele gesellschaftliche Veränderungen die zu gerechteren, sozialeren und umweltfreundlicheren Bedingungen geführt haben, sind das Ergebnis aus Studierendenbewegungen sowie der Erarbeitung und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Mit Fokus auf die bisher einmalige und außerordentliche derzeitige soziale, wirtschaftliche, kulturelle … Situation der BRD seit ihrer Gründung, braucht es gerade JETZT eine kritisch eingreifende Wissenschaft und eine organisierte Studierendenschaft zur Überwindung der Systemkrise. Hierfür bedarf es einer angemessenen öffentlichen Finanzierung – unabhängig von Regelstudienzeiten der Studierenden und Drittmitteln der Wirtschaft!
Wir fordern offene Hochschulen, kritische und öffentlich eingreifende Wissenschaft und Bildung für alle!
“Traut man Studenten und Dozenten anders als Schülern nicht zu, den angemessenen Abstand einzuhalten? Lassen sich Seminare nicht ebenso krisengerecht organisieren wie Gottesdienste oder Restaurantbesuche? Bieten die großen Hörsäle nicht ideale Ausweichmöglichkeiten für Seminare? Der Eindruck drängt sich auf: Man darf, aber will nicht. […]
Studien beurteilen den Effekt der digitalen Lehre überwiegend negativ. Es ist nicht das erste Mal, dass die Politik an wissenschaftlicher Erkenntnis vorbei entscheidet, aber es irritiert, dass sie jetzt auch von den Hochschulen souverän ignoriert wird.“
Thomas Thiel, „Wer nicht da ist, kann auch nicht stören“, FAZ.NET, 23.05.2020
Darum fordern wir:
1. Soziale Grundlagen von Studierenden sichern!
Die 21. Sozialerhebung des Studierendenwerks (2016) zeigt: Gerade mal 18% der Hamburger Studierenden beziehen BAföG! Zur Finanzierung ihres Studiums jobben drei Viertel aller Studierenden, viele werden von ihren Eltern unterstützt. Krisenbedingt sind viele Jobs weggebrochen – bei Studierenden wie Eltern. Derzeitige Lösungen, wie z.B. der Nothilfefonds, welcher max. 500€ monatlich beträgt, reicht bei einem monatlichen Bedarf von 900€ kaum zur Existenzsicherung. Oft sind Studienabbrüche die Folge. Auch Hartz IV, welches einen in die Vollzeitbeschäftigung drängt, ist keine Alternative!
Deswegen fordern wir finanzielle Hilfen, welche der Krise angemessen sind:
- (Unbürokratischer) Monatsbedarf von 900€ als Vollzuschuss!
- Eine wirkliche BAföG-Reform: Eltern- und altersunabhängig, als Vollzuschuss und mit deutlich höherem Regelsatz!
- Kompensation der Kosten für das Semesterticket aus Landesmitteln
2. Präsenz an den Hochschulen ermöglichen!
Die digitale Lehre ist mit der Präsenzlehre qualitativ in keiner Weise gleich zu stellen, da der gemeinsame Austausch zur Lösung gesellschaftlicher Probleme verloren geht. Dies schränkt sowohl die Wissenschaft als auch die Bildung mündiger Persönlichkeiten ein. Außerdem stehen nicht allen die notwendigen Mittel und Räumlichkeiten zur Verfügung, um an Online-Seminaren teilnehmen zu können. Deswegen fordern wir, die kommenden Semester -unter Berücksichtigung sinnvoller Hygienemaßnahmen - in Präsenz stattfinden zu lassen!
- Gemeinsame Erarbeitung sinnvoller Hygienekonzepte!
- Hochschulen für Lehre und Forschung öffnen!
- Bibliotheken, Mensen, Labore und Lern- und Arbeitsräume öffnen!
3. Ausfinanzierung der Hochschulen!
In den Hochschulen hat sich in den letzten Jahren der dauerhaft gesteigerten Unterfinanzierung ein strukturelles Defizit aufgetürmt, dass allein für die HAW nach den von der Behörde zugesagten Mitteln noch über 7 Mio. EUR pro Jahr beträgt - bei einem Grundbudget von gut 90 Mio. EUR. Um die Hochschulen aus der Abhängigkeit von Drittmitteln insb. für Forschung zu befreien, und Wissenschaft damit wieder in den Dienst der gesamten Gesellschaft zu stellen, bedarf es einer radikalen Steigerung des Grundbudgets von mind. 3,5 %. Damit Bildung und Wissenschaft dem Gemeinwohl - und damit allen – dienen kann, sind die demokratischen Strukturen an den Hochschulen am besten geeignet über die Ausrichtung in Forschung, Lehre und Weiterbildung zu entscheiden.
Wir fordern eine bedarfsgerechte Ausfinanzierung von Wissenschaft, Lehre und Forschung:
- Erhöhung des Grundbudgets um deutlich über 3,5% jährlich!
- Einmalige Ausgleichszahlung des Defizits der letzten fünf Jahre!
- DrittmittelUNabhängigkeit fördern!
4. Petition: „Für Präsenz und ein Solidarsemester an den Hamburger Hochschulen!“
„Das Online-Semester und die gesteigerte soziale Prekarität schränken seit mehreren Monaten Wissenschaft und Bildung mündiger Persönlichkeiten zur menschlichen Gestaltung der Welt erheblich ein. In der Vereinzelung gehalten, ohne Hochschule als Ort der sozialen weltbezogenen Perspektivbildung, soll sich zufrieden gegeben werden mit leichter Milderung der Einschränkungen und individueller Nachsicht bei gesteigertem Selektions- und Konkurrenzdruck in den Massenprüfungen. Das schadet allen. Die Hochschulen werden mit ihrer Arbeit für eine zivile, soziale, demokratische, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft jetzt erst recht gebraucht. Studium, Wissenschaft und Forschung können dafür, wie in den Schulen ohne formale Abstandsregeln, mit erhöhter Aufmerksamkeit Aller füreinander, in Präsenz stattfinden.“
https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-praesenz-und-ein-solidarsemester-an-den-hamburger-hochschulen
Das Programm
Am 09. September - Soziale Arbeit: bleibt das "Soziale" auf der Strecke?
Zu den zentralen Betätigungsfeldern Sozialer Arbeit gehört die Bearbeitung sozialer Ungleichheit und ihren Folgen.
Dabei sind die formulierten Ansprüche an Soziale Arbeit oft widersprüchlich. Auf der einen Seite soll der soziale Zusammenhalt und auf der anderen Seite die Selbstbestimmung der Menschen gefördert werden. Dabei wird Menschen zunehmend als individuellen Problemträgern und nicht als gesellschaftlichen Akteuren in widersprüchlichen sozialen Verhältnissen begegnet.
Ob wir die Anpassung der Menschen an vorhandene Verhältnisse oder der Verhältnisse an die Menschen betreiben, wird praktisch und theoretisch (z.B. in der Sozialen Arbeit) immer wieder neu und kontrovers verhandelt.
Was es dabei zu bedenken und zu tun gibt und welche Bedeutung die Thematisierung der Widersprüche hat, erläutert Tilman Lutz, Professor für Soziale Arbeit an der HAW Hamburg. Anschließend gibt es Gelegenheit für Fragen und Diskussion - auch zur aktuellen Situation.
Am 02. Oktober - Wohnungslosigkeit als Gesundheitsrisiko
Der Gesundheitszustand wohnungsloser Menschen ist schlecht: Häufiger als die wohnende Bevölkerung leiden sie unter Mehrfach-erkrankungen. Es dauert oftmals lange, bis ein Kontakt zu dieser Patientengruppe gegeben ist. Die Behandlung erfolgt in der Regel in ihrem Lebensumfeld und unter Voraussetzungen, bei denen oft davon auszugehen ist, dass es bei einem einzigen Behandlungs-kontakt bleibt. Die erfolgreiche Vermittlung zur Weiterbehandlung gelingt nicht immer. Zu Zeiten von Corona hat sich die Lage wohnungsloser Menschen zusätzlich verschärft.
Die prekäre medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen kann nur dort etwas entschärft werden, wo es ein niedrigschwelliges medizinisches Versorgungsangebot für Wohnungslose gibt. Das Kranken- und Zahnmobil der Caritas bieten solch ein niedrig-schwelliges Angebot. Es lebt von ehrenamtlichem Engagement und Spenden. Wobei auch dieses Angebot für seinen Fortbestand immer wieder auf ausreichende staatliche Finanzierung angewiesen ist.
Andrea Hniopek ist die Leiterin des Fachbereichs Existenzsicherung bei der Caritas und Dozentin an der HAW. In der gemeinsamen Veranstaltung spricht sie über den Zusammenhang von Wohnungslosigkeit und Gesundheit und über Hilfsangebote freier Wohlfahrtsträger wie der Caritas. Außerdem werden Zahn- und Krankenmobil zur Besichtigung vor Ort sein. Im Anschluss an den einleitenden Vortag von Andrea Hniopek haben wir die Möglichkeit, gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Zu diskutieren wären u.a. folgende Fragen:
- Welche Auswirkungen hat die Corona-Situation auf Menschen ohne eigenen Wohn- und Rückzugsraum?
- Wie kann man der verschärften Situation entgegenwirken?
- Welche Möglichkeiten bieten Hilfsangebote wie Zahn- und Krankenmobil?
- Was kann nicht geleistet werden?
- Was müsste sich in der Wohnungslosenhilfe ändern, um Menschen ein gesünderes Leben zu ermöglichen?
- Den Flyer als Onlineversion findet ihr auf diesem Link -
--- Stand 10.7.2020 ---
SOLIDARISCHE BILDUNG FINANZIEREN, HOCHSCHULEN ÖFFNEN, PRÄSENZ ERMÖGLICHEN
Die schon vorher prekäre soziale Lage von Studierenden verschärft sich, zugespitzt durch die Covid-19-Pandemie, immer weiter. Aus einer repräsentativen Umfrage des Personaldienstleisters Zenjob ging hervor, dass 40 Prozent der Studierenden ihren Job verloren haben und 22 Prozent nicht mehr in der Lage sind, ihre Miete und Rechnungen wie gewohnt zu bezahlen. Hinzu kommt die kaum tragbare Onlinelehre, welche an Stelle der Präsenzlehre getreten ist. Das Problem: Online-Semester sind keine Lösung. Sie führen vermehrt zu Frustration, Motivationslosigkeit und sind nicht inklusiv – im Gegenteil. Wissenschaft braucht den direkten Kontakt, die Rückmeldung, ob verbal oder nonverbal, um in gemeinsamer Kommunikation an der Lösung gesellschaftlich relevanter Fragen zu arbeiten.
Solange Hochschulen geschlossen bleiben, müssen Wissenschaffende sich nun andere Wege suchen. Deswegen gehen wir unter freien Himmel und veranstalten in den nächsten Wochen öffentliche Vorlesungen und Seminare auf dem Rathausmarkt.
Damit möchten wir auch auf die essenzielle gesellschaftliche Bedeutung von Wissenschaft aufmerksam machen. Denn: viele gesellschaftliche Veränderungen die zu gerechteren, sozialeren und umweltfreundlicheren Bedingungen geführt haben, sind das Ergebnis aus Studierendenbewegungen und Wissenschaft. Mit Fokus auf die bisher einmalige und außerordentliche derzeitige soziale, wirtschaftliche, kulturelle … Situation der BRD seit ihrer Gründung, braucht es gerade JETZT eine kritischen eingreifende Wissenschaft sowie eine organisierte Studierendenschaft zur Überwindung der Systemkrise.
Wir fordern offene Hochschulen, kritische und öffentlich eingreifende Wissenschaft und Bildung für alle!
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Öffentliche Sitzung des Seminars „Gemeinwesen- und Sozialraumorientierung in der Sozialpädagogik“* auf dem Rathausmarkt:
Auswirkungen der Corona-Krise aus Sicht der Sozialpädagogik
Im laufenden Semester widmete sich das Seminar – aufgrund des verordneten „Online-Semesters“ unter erschwerten Bedingungen – progressiven gemeinwesenorientierten Ansätzen von Sozialpädagogik in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
In der Veranstaltung wird zunächst der Fokus auf die gesellschaftlichen Auswirkungen gelegt werden, die die aktuelle Krise und die Versuche, die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, hatte. Dafür sollen exemplarisch die Ergebnisse der Untersuchungen des Deutschen Jugendinstituts „Kindsein in Zeiten von Corona“ sowie von Prof. Dr. Michael Klundt „Krisengerechte Kinder statt kindergerechtem Krisenmanagement? - Auswirkungen der Corona-Krise auf die Lebensbedingungen junger Menschen“ vorgestellt und diskutiert werden.
Vor dem Hintergrund der durch die „Corona-Krise“ verschärften sozialen Ungleichheit soll es im Weiteren um Antworten darauf und aktuelle Entwicklungen in der Sozialen Arbeit gehen:
Im Anschluss an die letzte Sitzung wird Prof. Dr. Timm Kunstreich zu den Potentialen von Sozialgenossenschaften für die Realisierung von sozialer Gerechtigkeit sprechen. Er ist selber an der Gründung einer Sozialgenossenschaft in Hamburg-Horn beteiligt und wird über die Ziele und aktuelle Herausforderungen berichten. Im Anschluss besteht Gelegenheit für Fragen und Diskussion.
* Das Seminar wird derzeit von Florian Muhl im Bereich „Neuere Handlungskonzepte und Methoden der Sozialpädagogik/Kinder- und Jugendbildung“ an der Fakultät Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg angeboten.